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Verden kalder, Die Welt ruft, The World is Calling

Jakob und Rieke auf Weltenreise

Sonntag auf Papa Nui (und eine Menge Klugscheißen)

Am Anfang dieses Artikels, will ich nur einmal schreiben, dass es für mich fast unmöglich erscheint die komplette Tiefe meiner Erlebnisse hier zu teilen und ich jedoch auch keine “Zusammenfassung” von Höhepunkten für richtig halte und deswegen wähle ersteinmal einfach einen Tag des Abenteuers auf Rapa Nui zu teilen. Diese Insel hat viele Rätsel hinterlassen, weshalb viel "Wissen" in Bezug auf die Vergangenheit eigentlch eher "Theorien" sind, aber die von mir Beschrieben und erwähnten Theorien jedoch auf Tatsachen und einer gründlichen Recherche basieren.

 

Es ist Sonntag. Unsere letzte von vier Nächten in unsere ersten Unterkunft (Cabañas Anakena) ist vorrüber und somit genießen wir das letzte vor die Haustür gestellte Frühstück auf der Veranda und packen unsere fünf Taschen. Seit gestern meiten wir einen kleinen Geländewagen (Suzuki Jimmy (für 35,000 chilenische Pesos (45 Euro) am Tag)) und fahren somit bequem zu unserer nächsten Unterkunft, die uns für die nächsten vier Nächte beherbergt: Mihinoa Camping besteht aus einem Rasen worauf permanent ungefähr 30 Zelte Platz finden und einzelnen Zimmern in den umrandenen Gebäuden. Man schaut von hier direkt aufs unendliche riesige Pazifische Meer und sieht die kräftigen Wellen an der Vulkansteinküste branden, wobei sich das helle smaragdblaue Meerwasser in schneeweßen Schaum umwandelt und einem der frischeste Seewind in din vor staunen offenen Mund bliest.

 



Mit den verschiedenen Touristenbrochuren, Landkarten und dem Wissen aus dem Rapa Nui Museumbesuch bewappnet machen wir uns auf den Weg zum "Rano Raraku" - dem größten Steinbruch der Insel. Hier fertigten die polynesischen Einwohner zwischen dem Jahr 1200 und 1600 über 800 Moais (Steinstatuen mit den überdimensional großen Köpfen) an. Das verrückte dabei ist, dass die einzigen erfundenen und zur Verfügung stehenden Werkzeuge Stein und Seile waren. Wie haben die Arbeiter damals eine über 10m große und fast 100 Tonnen schwere aus einem Stein bestehende Moai aus dem Steinbruch befördert. Und warum hat man diese Mühe auf sich genommen? Angeblich befinden noch über 300 Moais im Rano Raraku, weil die Anfertigung aus verschieden Gründen abgrebrochen wurde oder einige höchstwahrscheinlich für den Steinbruch geschaffen wurden. Man kann sich vorstellen, dass die Familie eines Steinhauermeisters wahrscheinlich sein Andenken an dem Ort platzierte, welcher seine Existenz ausmachte. 

 

Auf dem dort hin fahren wir an der Südküste entlang in Richtung Osten (20 km) und sehen rechts von uns am Meer mehrere Ahus (Gedenkstätten) mit sowohl stehenden als auch gefallenden Moais. Interessanter Weise liegen auch einige Statuen von modernen braunen Holzzäunen beschützt im Gras links von der Straße - also nicht am "normalen Ort". Dies sind Moais, die wahrscheinlich nie ihr Endziel erreicht haben, weil der Transport für die Familie zu teuer wurde, die Statue an einer wichtigen Stelle kaputtbrach oder... 

 


 

Am Krater angekommen lassen wir unser Nationalparkticket abstempeln und spazieren mit vielen anderen Tuoristen den Pfad an der Aussenseite des Flankenvulkans entlang. Überall stehen riesige Köpfe herum, die aus dem Gras herausgucken. Unter jeder Statue befindet sich ein Körper, wie Forscher herausgefunden haben, doch die meisten wurden entweder bis zum Halz vom Rapa Nui Volk begraben oder die Erosion des Hanges hat dafür gesorgt, dass heute viele Leute der Erde den Begriff "Köpfe der Osterinsel" kennen. Der Anblick ist wahrhaftig einmalig und ich muss mir immer wieder durch meinen Kopf gehen lassen, wie f´cking viel Arbeit in diesem Ort steckt!



Der Pfad führt anschließend in das Innere des Flankenvulkankraters, wo die Erdschicht überraschender Weise Farbe und Textur wechselt, welches im starken Kontrast zu den grünschwarzen Seepflanzen im Becken des Kraters steht.In der ferne sind auch einzelne Moais zu sehen, die im Inneren angefertigt worden sein müssen, weil man intendierte sie im Steinbruch zu lassen: Selbst auf dem Kraterkamm liegen zwei kolossale Statuen!

Hier sind viel weniger Besucher und als ich mich ans Geländer des endenden Pfades stelle und den Hang hinaufblicke, bin ich für einige Minuten ganz alleine und starre in die stolzen Gesichtsausdrücke von angebeteten Vorfahren. Wenn man in Gruppen von Menschen unterwegs ist, finde ich es manchmal schwierig die Magie von uralten wertzuschätzen, denn wenn man ehrlich ist, können wir heutzutage Strukturen erschaffen, die mehr als 800 Meter in die Höhe ragen und abstrakte Steinstatuen sehen daneben wortwörtlich klein aus. Doch wenn man dort in die Gesichter schaut kann man nicht anders als sich vorzustellen auf dieser Insel als Einsamer gestrandet zu sein - umgeben von uralten und mysteriösen Gesichtern, die ununterbrochen die Insel und jeden der eigenen Schritte überwachen. "Wenn ich nichts anderes als diese Inseln wüsste, dann wäre mein Respekt vor den massiven und unbeweglichen Andenken sicherlich unbegreiflich groß.." Man stellt sich vor einen Moai, kann ihn mit nicht bewegen, sondern nur nach oben in seinen kühlen Blick schauen... Was ein Werk.. 876 Männer und angeblich auch 10 Moai-Frauen sind noch auf dieser Insel aufzufinden, doch die angeblich 370 im noch im Steinbruch befindlichen schätze ich höchstens auf 100 - doch gezählt habe ich auch nicht...

Wir sehen eine Mutter mit drei Kindern zu Fuß und einen Hund aus dem Krater kommend spazieren führen und auf einem Pfad ins Innere der Insel fortsetzen und frage mich, wie der Alltag wohl an diesem kulturell äußerst heiligem Ort wohl abläuft. Bei den am Ausgang liegenden Steinriesen dürfen Besucher nicht den Pfad verlassen, jedoch scharrt ein Huhn mit seinen fünf Kücken am Ohrläppchen des gefallenen Giganten.

 

Einen Katzensprung vom Fuße des Rano Raraku befindet sich der größte Ahu (Zeremonienkomplex) der Insel und ganz Polynesiens: Ahu Tongariki bietet ein Platz für 15 nebeneinander stehende Moais und weitere Sehenswürdigkeiten.

Niemand weiß mit Sicherheit, wie die Moais vom Steinbruch zum Ahu gebracht wurden und es gibt mindestens drei wissenschaftlich bestätigte Theorien, wie es möglich war entweder mit Holzschlitten, Baumstämmen und/oder Seilen die Statuen hierher zu bringen. Interessant hierbei ist, dass die Figuren zur linken (also von den Moais aus gesehen: die drei ganz rechts) kleiner als die anderen sind. Man vermutet, dass dies den Verfall der Rapanuikultur im 17. Jahrhundert wiederspiegelt und weniger Ressourcen zur Verfügung standen. Dafür gibt es viele Erklärungen, aber eine ganz eindeutige Indizie stellt die Anzahl der Palmen dar: um 1722 (als die ersten Europäer die Insel entdeckten) beschrieben sie die Insel als Grasland ohne hohen Baumwuchs. Man weiß jedoch, dass um Jahr 1000 die Insel mit mehreren tausend Palmen bedeckt war, und geht deshalb davon aus, dass vor allem der Moai-wertschätzung dafür sorgte, dass die Rapa Nui Urbevälkerung zu wenig auf den Palmen- und Waldnachwuchs achtete und somit ihr eigenes Schicksal besiegelte, als in den 1600´ern kein Holz mehr für Kanus oder Feuer zur Verfügung stand. Andere Wissenschaftler behaupten jedoch, dass auch veränderte Klimabedingungen den Palmenwuchs erschwerten. 

Auf jeden Fall steht hier am Ahu Tongariki auch der "Moai-Botschaftler" - ein Moai, der auf Weltausstellungen und anderen Messen die Insel vertritt und Interesse weckt - ein Reisender, sowie:

 

500 Meter hinter den 15 aufgereiten Riesen fahren wir an einer kleinen Bucht vorbei, welche durch eine kleine Struktur aus Backstein meine Aufmerksamkeit fängt. Es handelt sich um eine Heiligenverehrung der katholischen Kirche (die seit ihrem Missionnierungserfolg der 111-170 verbliebenen Einwohner in 1864 durch das Einführen des Rindes) die verbreiteste Religion der Insel ist. Wir sahen z.B. wie die Surfer sich nach dem Eintritt ins Wasser bekreuzigten, und diese kleine Nische aus Backstein symbolisiert mit ihrer jungen Blumenbeschmückten Heiigen eine religiöse Umwandelung wenn man die grauen Männer und erosierenden Männer im Hintergrund in betracht zieht.

Puhh, viele Details. Auf jeden Fall halten wir noch mehrer Male im Laufe der historisch stark konzentrierten Strecke an, sehen den Fischer-Talisman, den größten jemals errichteten Moai (der aber als einer der letzten in den Stammeskriegen um 1750 umgeworfen wurde und nun metaforisch gesehen die Erde küsst), und kommen schließlich am "O Vahe"-Strand an - der erste von zwei Stränden auf Rapa Nui. Wie ein Moai, wirkt er, als hätte ihn jemand aus dem Vulkanstein gehauen, denn nach den weniger metern Sandfläche türmt sich rote Vulkanschlacke als Gegenspieler zum glasklaren Ozean auf. 

 

Wir befinden uns plötzlich mit nackten Füßen am Fuße des Pazifischen Ozeans und wissen, dass man über 3500 km schwimmen müsste, um zur nächsten Stadt zu gelangen - China ist fast näher als Peru. Guckt man den Sand genauer an, wirkt er erst als würden ihn hunderte von bunten Meeresperlen beschmücken, doch mir geht ein "Woow" über die Lippen als ich realisiere, was dort an meinen Füßen liegt.

Hunderte, nein tausende feine Plastikteilchen sind aus aller Welt an dieser nicht einmal 50 meter langen Brandung angespült worden, die sich 3´500´000 Meter von jeglicher Plastikindustrie entfernt befindet. Zwar wissen wir irgendwie alle, dass viel Plastik im Meer herumschwimmt, aber selbst f´cking hier kommt der Scheß an.

Das Grauen findet der Aufmerksame Betrachter

Können wir die ganze Welt Mal weniger Angst vor unbekannten Kulturen haben lassen aber dafür dieses offensichtliche Problem zusammen als Weltbevölerkrung bearbeiten?!

Let´s go verdammt nochmal!!

 

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Irgendwie betrübt und mit einer handvoll Plastiksand steige ich wieder ins Fahrzeug. Einer der größten Verursacher von Mikroplastik im Meer ist der Verschleiß und die Abspaltung von den auf Öl basierten Partikeln der Autoreifen...

Als Wegzährung haben wir sieben Packungen Müslieriegel mit, die allesamt steril in das Wundermaterial eingepackt sind und ich lasse die Verpackung in der Plastikmülltüte des Beifahrersitzes verschwinden.

Und nehme einen Schluck aus der wiederaufgefüllten 1,6 Liter Sprudelflasche aus PET.

Warum muss es so schwer sein die Welt zu retten?

 

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Quasi (übrigens bedeutet "casi" auf Spanisch "fast") auf der anderen Seite des Felsens befindet sich der Anakena Strand, welcher einer der Hauptattraktionen der Insel ist. Hier ist angeblich der erste König der Rapa Nui mit den Booten an Land gegangen um das neue Land zu Bevölkern, und dem ist aller Ehren. Vor drei Wochen beispielsweise ist ein eine Besatzung von Rapanui Seefahrern auf einer neukonstruierten Version eines traditionellen Schiffes von Valparaíso zu diesem Strand gesegelt - möglichst ohne die Verwendung von GPS (und dem 50PS ct-Moter), sondern durch das deuten der Sterne und die Nutzung der Winde. "Für Polynesier ist das Meer kein Hindernis, sondern die Straße zum Ziel."

 

An der Industriebucht Hanna Roas

 

Es fängt an zu regnen (wie so oft im Mai hier) und ein Regenbogen offenbart sich erneut, zu meiner Freude - Tom hat keine Regenjacke mitgenommen :D

Die Erde dreht sich weiter und es sieht als würde die Sonne untergehen und obwohl wir spät sind und die Restaurants um 18 Uhr schließen, schaffe ich es noch einen atemberaubenden Eindruck auch von diesem Ort zu bekommen.

 

Ein zweites Mal fahren wir vom Anakena Strand nach Hanga Roa, auch die Supermärkte haben geschlossen also gibt es zum dritten Mal in Folge Reismischung aus der Plastiktüte - was ein Tag.

 

 

Det er søndag og dermed 2. fulde ud af tre dage, hvor vi har den lille firhjulstrækker tilrådighed. Vi ser og oplever derfor en stor del af øen og får gigantiske indtryk af befolkningens historie - men mindes samtidig om, at verden aldrig står stille, og selv her på den mest isolerede ø i Stillehavet bringer havet vores plastikaffald med sig.

We have an full, astonishing, and amazing Sunday on Rapa Nui, where we get to roadtrip the Island and a visual impression of what i means to live here. From ancient local history like the construction of Moasi to postmodern Global challenges like the oceans full of plastic.

 

 

 

 

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